Denken als Handlung
24. April 2018
Es ist sehr hilfreich, meist sogar empfehlenswert, zu wissen wo man hinwill, bevor man sich auf den Weg macht. Wer einfach mal losläuft, läuft auch aufgrund der vielen erstrebenswerten jedoch häufig konträren Zielen Gefahr, sich nur ineffizient im Kreis zu drehen.
Doch Vorsicht! Es besteht auch die Gefahr der „Überdefinition“ eines Ziels.
Ein Ziel auszuwählen, z.B. die Entwicklung eines innovativen Produkts / Service, die Einführung eines neuen (IT-)Systems oder der Start einer neuen Marketingkampagne, hat immer auch etwas mit Entscheidungen zu tun und die fallen viele Menschen und Organisationen naturgemäß sehr schwer. Sich für eine Sache zu entscheiden bedeutet immer auch sich gegen eine oder mehrere Alternativen zu entscheiden. Ein Problem, denn nichts schmerzt stärker als emotionaler Verlust. Und die Entscheidung für A bedeutet immer auch den Verlust von B.
Zudem können wir als Entscheidungsgrundlage meist nur Erkenntnisse aus der Vergangenheit zu Hilfe ziehen. Damit landen wir allzu oft bei einem Ziel für die Zukunft, welches unter den uns be-kannten Parametern in der Vergangenheit erstrebenswert erschien. Die Vergangenheit ist zwar selten eine gute Grundlage für eine Entscheidung, aber oft die beste die wir haben.
Die Innovationskraft einer Organisation korreliert stark mit ihrer Fähigkeit zur Kreativität und der damit verbunden Bereitschaft Entscheidungen zu treffen. Ohne Zweifel muss ein Unternehmen die Risiken die mit einer Entscheidung einhergehen so gut wie möglich kontrollieren, alleine schon aus ökonomischen Gründen.
Im beruflichen Alltag nennt sich das dann häufig „Konzeptionsphase“ und die dauert gerne einmal Monate, wenn nicht sogar Jahre. Wer unzählige Konzept- und Analysedokumente verfasst, der entledigt sich der schmerzhaften Verantwortung eine Entscheidung zu treffen, kommt jedoch seinem eigentlichen Ziel, der operativen Umsetzung kein Stück näher. Nicht schlimm, denn dafür ist’s ja nach der langen Konzeptionsphase eh zu spät, weil sich Rahmenbedingungen geändert haben, Wettbewerber überraschten oder der neuste Marketingreport plötzlich ein völlig anderes Kundenbedürfnis in den Mittelpunkt rückt. Gegenwart schlägt Vergangenheit. Somit alles auf Anfang und ein Konzept 2.0 erstellen. Glücklich ist, wer ein stabiles Kerngeschäft betreibt und sich diesen Konzeptluxus leisten kann. Mit Kreativität oder gar Innovation hat das jedoch wenig zu tun.
Kreative und innovative Organisationen hingegen sind nicht in der Lage bessere Konzepte schneller zu erstellen. Sie zeichnen sich vielmehr dadurch aus, dass sie Entscheidungen treffen. Anstatt ewig darüber nachzudenken, was wie wann von wem und womit idealerweise zu tun wäre, beginnen sie frühzeitig zu handeln. Die Kreativität, und damit die Innovationskraft dieser Unternehmen besteht darin, Hypothesen zu den bestehenden Alternativen aufzustellen und anhand kleiner Experimente zu testen. Testen bedeutet, so schnell wie möglich Feedback vom Markt zu erhalten, z.B. über Prototypen, Mock-Ups, A/B-Tests, Social Media usw. Sie bewegen sich konstant in der Gegenwart und versuchen nicht, die Vergangenheit in eine theoretische Zukunft zu projizieren.
Solche Experimente bieten gleich mehrere Vorteile.
Sie sind günstig, verbrauchen somit nicht auf Anhieb sämtliche finanziellen Ressourcen und gehen daher auch mit einem überschaubaren Risiko einher. Zudem sind sie schnell, liefern also sofort Erkenntnisse direkt aus dem Markt, die wiederum für die weiteren Schritte von unschätzbarem Wert sind.
Der größte Vorteil ist jedoch, dass sie eine aktive Handlung darstellen. Die Teams in diesen Organisationen erarbeiten ein konkretes Ergebnis (z.B. einen Prototyp oder A/B-Test), veröffentlichen dieses auf einem potenziellen Markt und erhalten somit, anstatt theoretischer Spekulationen, eine Erkenntnis aus der realen, gegenwärtigen Welt.
Ein Problem zu lösen, und das ist es wofür wir Kreativität und Innovationen brauchen, gelingt uns dann am besten, wenn wir aktiv sind. Aktivitäten erzeugen Ergebnisse und Ergebnisse erzeugen Motivation. Teamgeist entsteht, wenn man gemeinsam arbeitet anstatt miteinander über Stand-punkte und Annahmen zu diskutieren. Klingt einfach, ist auch einfach.
Wenn die Frage im Raum steht, ob ein neues Produkt / ein neuer Service für die Kundengruppe „junge Mütter unter 30“ interessant ist, kann man anstatt lange über Konzepte zu diskutieren auch einfach mit dieser Kundengruppe in Kontakt treten, Interviews führen, Verhaltensweisen studieren und Prototypen zum Testen anzubieten. Das sind alles aktive Handlungen, jeweils verbunden mit einem konkreten Ergebnis. Sie können schnell durchgeführt werden, erfordern und fördern Teamarbeit und vermitteln vor allem das Gefühl „etwas zu tun“.
Wir sollten eine Entscheidung für ein Ziel treffen, indem wir uns gegenwärtig auf den Weg zu diesem Ziel begeben. Aktiv den ersten kleinen Schritt machen, Erfahrungen hinsichtlich des Weges sammeln und überlegen, ob es sich lohnt den Weg oder gar das Ziel weiter zu verfolgen. Das Entscheidende dabei ist nicht ob das Ziel nun vor dem Weg oder der Weg über dem Ziel steht. Das Entscheidende ist das Wort „aktiv“.
Wer aktiv sein möchte, muss auch immer daran denken zu handeln!