Wandel als Zustand

24. April 2018

„Nichts ist so beständig wie der Wandel“.
Das wusste schon Heraklit von Ephesus vor ca. 2.500 Jahren. Und das wissen auch viele Manager und Führungskräfte. Und wie begegnen sie diesem Wandel? Richtig, mit einem Change-Projekt. Gerade jetzt, in Zeiten der digitalen Transformation, in der neue Marktteilnehmer, neue Geschäftsmodelle und neue Wertschöpfungsstrategien nahezu wöchentlich aufkommen, sind Change-Projekt wieder in aller Munde.

Zum Thema Change-Management gibt es eine schier unendliche Fülle an Strategien, Methoden und Tools, um solche Projekte in „7-Schritten“, anhand eines „strukturierten Prozess“ und natürlich „nachhaltig erfolgreich“ umzusetzen. Und weil in einem solchen Projekt Aufgabenpakete, Fristen und Budgetkontrolle alleine nicht ausreichen, geht es hier meist auch noch um Widerstände abbauen, Ängste vermeiden, Motivation fördern, sprich „die Mitarbeiter mitzunehmen“.

Dennoch liest man in Zeitungen, Fachbüchern und Internetartikeln immer wieder von gescheiterten Change-Projekten. Und ganz ehrlich, jeder von uns kennt gescheiterte Change-Projekte oder zumindest die noch weiter verbreitete Variante „neue Visitenkarte, alter Job“.

Wie kann das sein? Wie kann es sein, dass trotz einem Überfluss an Informationen, Trainings und Mitarbeiterzertifizierungen immer noch ein Change Projekt scheitert?

Ich glaube die Antwort ist, dass man einen Change / Wandel nicht als Projekt durchführen kann! Ein Projekt ist per Definition eine „zeitlich befristete“ Aufgabe mit einem „gesonderten Management“, um ein „klar definiertes Ziel“ zu erreichen. Was bei sehr vielen geschäftlichen Herausforderungen überragend funktioniert passt jedoch nicht, um den grundlegenden Wandel in einer Organisation zu beschreiben. Während ein Projekt irgendwann kontrolliert beendet wird, ist ein Unternehmen, auch bereits vor der digitalen Transformation, einem permanenten äußeren und inneren Wandel ausgesetzt. Und wenn etwas permanent ist, dann wird es schwer, das Ziel klar zu terminieren, manchmal sogar zu definieren.

Wer sich erfolgreiche und prominente Change-Geschichten wie z.B. Netflix, OTTO oder LEGO einmal anschaut, erkennt, dass es weniger die kompetente Anwendung von Projektmanagementmethoden und -tools, als vielmehr eine markt- und kundenorientierte Unternehmenskultur war, die zum Erfolg führte. Diese Geschichten zeigen, dass ein erfolgreicher Wandel weder logisch geplant noch effizient durchgeführt wird. Sie zeigen, dass Erfolg und Niederlage, Zustimmung und Ablehnung, Zuversicht und Unsicherheit nicht zwei Seiten einer Medaille sind. Es sind vielmehr Zustände, welche ein solches Vorhaben permanent charakterisieren und beeinflussen.

Wie in einer guten Geschichte gibt es einen ständigen Wechsel zwischen Erfolg und Niederlage, werden Freunde zu Feinden, stellen überraschende Wendungen plötzlich alles auf den Kopf.

Um eine Veränderung erfolgreich zu gestalten, braucht es den Willen zur Veränderung, ausgehend von der Überzeugung, dass die Zukunft besser ist, als es die Vergangenheit jemals war. Es braucht den Willen, sich mit den Kunden, den Märkten und mit neuen Technologien zu beschäftigen. Vor allem aber braucht es den Willen zu akzeptieren, dass Wandel nicht dazu dienen kann, Bekanntes zu bewahren, sondern Neues zu generieren.

Hören Sie auf teure Change-Projekte durchzuführen! Arbeiten Sie besser daran, Ihren Mitarbeitern freien Zugang zu Kunden, Märkten, neuen Technologien und Informationen zu gewähren. Arbeiten Sie daran, dass Ihre Mitarbeiter selbstständig erkennen, welche aktuellen Entwicklungen Ihre Branche bewegen. Fördern Sie den Willen Ihrer Mitarbeiter, das direkte Arbeitsumfeld und sich persönlich permanent und eigenverantwortlich zu verändern.

Akzeptieren Sie Wandel als Zustand und schreiben Sie fortlaufende Change-Geschichten.


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